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Neue Reanimations-Richtlinien
Im Jahr 1974 wurden von der American Heart Association (AHA) Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation (CPR) publiziert. Fast 20 Jahre später wurden auch durch die European Resuscitation Council (ERC) Richtlinien zur kardiopulmonalen Reanimation erarbeitet, diese wichen aber von denen der AHA leicht ab. Im Jahre 2000 wurden schließlich zusammen einheitliche internationale Lichtlinien zur CPR erarbeitet.
Seit November 2005 gibt es die fast 190 Seiten starke „Bibel der Reanimation“, für welche Studien zur Wiederbelebung durch Ärzte, Sanitätskräften und Laien von internationalen Experten ausgewertet wurden. Die Absicht der neuen, überarbeiteten Empfehlungen ist es, die Reanimation für Laien zu vereinfachen und den passiven Notkreislauf möglichst schnell und kontinuierlich aufzubauen und zu erhalten.
Die Pulskontrolle durch Laienhelfer entfällt, da sie zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Ebenso entfällt das umständliche Suchen des richtigen Druckpunktes zur Thoraxkompression, der Druckpunkt wird jetzt mit „in der Mitte der Brust“ angegeben.
Die wichtigste Änderung betrifft die Kompressions-Ventilations-Rate. Da diese häufig von Laien durchgeführt wird, sind einfache Regeln notwendig welche man sich leicht merken kann. Die Brustkorbkompressionen gelten nun wichtiger als die ausreichende Sauerstoffversorgung des Blutes durch die Atemspende um die Durchblutung der Hirnarterien und Koronarien zu gewährleisten. Die Wiederbelebung startet mit 30 Thoraxkompressionen, erst danach erfolgt eine zweimalige Atemspende. Diese erfolgt über einen Zeitraum von einer Sekunde pro Beatmung, wobei sich der Brustkorb des Patienten sichtbar heben muss. Das Atemzugsvolumen beträgt bei dieser Technik ca. einen halben Liter.
Das Verhältnis 30 Kompressionen zu zwei Atemspenden wird einheitlich beibehalten, eine Ein- oder Zweihelfermethode gibt es nicht mehr. Ein Zyklus dauert zwei Minuten, danach erfolgt eine Rhythmuskontrolle.
Wenn z. B. wegen Ekel vor Erbrochenem eine Beatmung nicht durchgeführt wird, ist in den ersten Minuten die alleinige Herzdruckmassage ebenso effizient, da ausreichend Sauerstoff durch die Sogwirkung des Brustkorbes in die Lunge des Patienten gelangt.
Bisher musste der Laienhelfer eine Pulskontrolle durchführen. Dieses Verfahren war fehlerträchtig und verzögerte den Beginn der Herzdruckmassage unnötig. Heute wird ein Patient angesprochen und wenn er nicht reagiert oder sich nicht wehrt leicht an der Schulter geschüttelt. Wenn keine Reaktion festgestellt werden kann und keine Atmung erkennbar ist, muss von einer vitalen Bedrohung ausgegangen werden und es wird mit der Herzmassage begonnen. Der Druckpunkt liegt jetzt in der Mitte der Brust und muss nicht langwierig gesucht werden. Diese vereinfachte Herz- Lungenwiederbelebung (30:2) wird so lange durchgeführt, bis ein Defibrillator zur Verfügung steht. Dann erfolgt eine Rhythmusanalyse und gegebenenfalls eine Defibrillation, gefolgt von neuerlicher kardiopulmonaler Reanimation.
Auf den Rüstlöschfahrzeugen der Wiener Feuerwehr werden demnächst Erste Hilfe – Rucksäcke aufgerüstet. In diesen Rucksäcken befindet sich eine Sauerstoff-Behandlungseinheit, ein Erste Hilfe – Koffer und ein Defibrillator. Die Sauerstoff-Behandlungseinheit ist im Gegensatz zu früher mit einem einstellbaren Druckminderer ausgestattet. Der Verstellbereich liegt zwischen vier und zwölf Liter pro Minute, das Gerät ist auf acht Liter pro Minute voreingestellt. Diese Menge ist für die Standardanwendungen geeignet, bei Rauchgasinhalationen soll auf 12 Liter pro Minute erhöht werden. Sollten Kinder zu viel Brandrauch eingeatmet haben, wird die Maske nicht aufgesetzt, sondern vor das Gesicht gehalten (Sauerstoffdusche), Dosierung ebenfalls 12 Liter pro Minute. Auch bei einer Wiederbelebung mit Anschluss der Sauerstoffeinheit an den Beatmungsbeutel ist Vollgas – also 12 Liter pro Minute – einzustellen.
Wenn Reanimationen notwendig sind, werden sie nach den neuen Richtlinien durchgeführt. Die Defibrillatoren werden in absehbarer Zeit auf den neuen Rhythmus umprogrammiert. Bis dahin ist also mit der Herzmassage zu beginnen und dann den Anweisungen des jeweiligen Defibrillators zu folgen!
Die MitarbeiterInnen der Wiener Feuerwehr werden in eigenen Kursen bei der Wiener Rettung (MA 70) geschult. Diese 16-stündigen Erste Hilfe – Kurse sind speziell auf den Bedarf der Feuerwehr zugeschnitten. Diese praxisgerechten Fortbildungsveranstaltungen verursachten ein derart positives Feedback von den Teilnehmern, dass in Zukunft nicht nur eine bestimmte Altersgruppe der Sparte Branddienst - wie ursprünglich geplant - sondern sämtliche FeuerwehrmitarbeiterInnen alle zwei bis drei Jahre diese Fortbildung durchlaufen.