Donnerstag 25. April 2024

6. April 2013

Historisches

Geschichte der Gruppenwache „ Neustift am Walde“

Im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts als die Weinhauergemeinde am Rande Wiens etwa 70 Häuser und 800 Einwohner zählte, schritt man zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Über Veranlassung des damaligen Bürgermeisters Ferdinand Rath und mit Genehmigung der k.k. Statthalterei konnte am 20. November 1880 dieser Akt vollzogen werden. Noch im selben Jahr begann der Umbau des in der Eyblergasse befindlichen Schulhauses. Die anfallenden Kosten wurden von den Gemeinden Neustift und Salmannsdorf gemeinsam getragen. Im neuen Feuerwehrgerätehaus stand der Wehr von Neustift als erste Gegenmaßnahme bei Bränden eine kleine alte Gemeindespritze zur Verfügung. Die Mannschaft Neustifts war nicht nur für ihre Gemeinde zuständig, sondern auch für das angrenzende Salmannsdorf. Dort mußte man den Brandschutz für ungefähr 50 Häuser und 500 Einwohner übernehmen. Neben der Kapelle am Dreimarkstein wurde für diese Fälle in einem kleinen Schuppen ein Schlauchkarren untergebracht, der zur Verstärkung bei der Löschhilfe dienen sollte.

Feuerwehrgerätehaus um 1880

Der erste Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr „ Neustift am Walde“ hieß Johann Niedermayer. Ein Jahr nach der Gründung und zwar am 8. Dezember 1881 nahm die Wehr mit 14 Mann, einer Fahrspritze und einem Wasserwagen an der Bekämpfung eines der spektakulärsten Brände teil. Der Brand des Wiener Ringtheaters forderte 386 Todesopfer. Er bewirkte aber gleichzeitig ein völliges Umdenken in Sicherheitsfragen für Veranstaltungsstätten. Der Abtransport der vielen Verletzten gab auch den Anlaß zur Gründung der Ersten Wiener Rettungsgesellschaft. 1896 verlegte man in der Gemeinde die Telefonstation der Wehr von Feuerwehrhauptmann Hochrainer zu Hptm. Nürscher. Um das Üben mit Leitern zu ermöglichen bekam Neustift im Jahre 1900 ein eigenes Steiger–Übungshaus. Im Juli 1901 kam es zu einem großen Waldbrand am sogenannten Grönberg zwischen Neuwaldegg und Hameau. Auch bei diesem Brand, der laut Zeitungsbericht möglicherweise von böswilliger Hand gelegt worden war, konnten sich die herbeigeeilten 20 Mann unter der Leitung des Hptm Stellvertreters Karl Kraim behaupten und den Brand trotz starkem Wind raschest eindämmen. Als im Jahr 1922 bei der Wiener Berufsfeuerwehr eine Personalreform in den wesentlichsten Punkten abgeschlossen war, konnte man sich der Neukonzeption des Brandschutzes für das gesamte Wiener Stadtgebiet zuwenden. Zur Debatte stand die Frage ob Freiwillige Wehren in der Großstadt in wirtschaftlicher Hinsicht gerechtfertigt seien. Nach vielen Diskussionen kam man zur Erkenntnis, daß es auf alle Fälle günstiger wäre den Brandschutz über die Stadt Wien der Berufsfeuerwehr zu überlassen. Am 17. Juni 1924 kam es zu einer Revision des Objektes der FF-Neustift am Walde, Wien XVIII., Rathstraße 37, damals noch verwaltet von der Mag. Abt. 52. Das ebenerdige Gebäude bestand aus : 1 Kommandantenzimmer, 1 Mannschaftsraum, dem Depotraum und einer Wohnung mit 3 Räumen für den Rüsthausgehilfen Alois Rath. Da dieser zur selben Zeit sein Amt zurücklegte, übernahm der selbständige Professionist der städt. Feuerwehr Herr Heinrich Beck die Räume als Naturalwohnung. Er ersuchte gleichzeitig eine zweite Türe vom Schlafraum zum Obstgarten, in dem sich auch der Steigerturm befindet einsetzen zu dürfen. In dem Raum würde nämlich sein mitübersiedelter Vater schlafen. Die Beleuchtung der Dienst- und Wohnungsräume erfolgte durch Gas unter Verwendung zweier eigener Gasmesser. Hauptmann der Wehr war 1924 der Fleischhauermeister Adolf Rieger. Während der „Neuaufbau“ der Berufsfeuerwehr vorangetrieben wurde, entzog man gleichzeitig einigen Freiwilligen Wehren die Löschberechtigung. Das hieß das der Stadtsenat in seiner Sitzung vom 8. Jänner 1929 nebst drei anderen auch der FF- Neustift am Walde gemäß § 33 der Feuerpolizeiordnung die Berechtigung entzog. Den 37 Mitgliedern wurden Diplome überreicht und der Dank und die Anerkennung der Gemeinde Wien ausgesprochen. Am 11. Jänner 1929 besetzten die Kräfte der Wiener Berufsfeuerwehr das nach Plänen der Mag Abt. 22 aus dem Jahre 1928 errichtete neue Wachegebäude.

Feuerwache "Neustift" 1929

Der freistehende 3 stöckige Übungsturm wurde nach Plänen des Stadtbaumeisters Bügler & F.Jakob gebaut. Er bildete damals wie heute die Grundlage bei der Schulung mit Leitern. Der Eröffnung der Wache wohnte Bürgermeister Karl Seitz bei. Im Verlauf des zweiten Weltkrieges blieb die Feuerwache von größeren Schäden verschont. Man mußte also durch Jahre nur die notwendigen Instandhaltungs-arbeiten durchführen. 1950 wurden unter Branddirektor Prießnitz die Ausfahrstore verbreitert. 1989 erfolgte eine Generalsanierung des 3-geschossigen Gebäudes. Hofseitig wurde ein Zubau errichtet. Bis zu Eröffnung im Herbst 1990 kam die Besatzung mit ihrem Fahrzeug in Favoriten zum Einsatz. Die feierliche Eröffnung erfolgte unter Teilnahme von Bürgermeister Dr. Helmut Zilk und Branddirektor DI. Dr. Friedrich Perner.

Die Gruppenwache "Neustift" heute

Wie überall auf Wiens Feuerwachen werden auch in Neustift am Walde laufend Schulungen und Kursprogramme abgehalten. Der Wachebesatzung von 6 Mann die hier ihren Dienst versieht, obliegt auch weiterhin der Brandschutz und die technische Hilfeleistung über eine der reizvollsten Wohngegenden Wiens. Heinrich Krenn Kustos des Wiener Feuerwehrmuseums
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