Donnerstag 25. April 2024

6. April 2013

Historisches

„Alles gerettet“: Ringtheaterbrand 1881

Am Abend des 8. Dezember 1881 kam es im Wiener Ringtheater zu einer Brandkatastrophe. Das Haus war an jenem Abend fast ausverkauft – es sollte Jaques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ gegeben werden.

Das Ringtheater vor dem Brand

Der Brand brach kurz vor Beginn der Vorstellung hinter dem noch geschlossenen Vorhang aus. Das Publikum wurde hiervon nicht in Kenntnis gesetzt, sondern „erfuhr“ es erst, als die Flammen den Bühnenvorhang ergriffen und das Feuer daraufhin in den Zuschauerraum durchbrach.

Der Brand erfasste den Vorhang, er wurde durch den Luftzug in den Zuschauerraum geschleudert

Die Ursache war folgende: Von einer Soffittenbeleuchtung ausströmendes Gas hatte sich entzündet. Die Flammen wurden durch Zugluft noch mehr angefacht. Panik brach aus. Viele der Eingeschlossenen eilten zum offenen Balkon auf der Ringstraßenseite und sprangen in panischer Angst vor den bereits aus Gebäude und Dach schlagenden Flammen auf die Straße hinab in den Tod. Das Theatertor war nur nach innen zu öffnen, was zur Folge hatte, dass der Fluchtweg durch Gestürzte und Niedergetretene versperrt war.

Seit damals müssen die Türen in Fluchtrichtung öffnen

Es war weder ein Beamter der Sicherheitswache noch der Feuerwehr im Theater anwesend. Der Feuerwehrzentrale am Hof wurde nur ein Dachbrand gemeldet. Die städtische Feuerwehr kam mit unzureichender Ausrüstung und nahm Aufstellung beim Bühneneingang. Als man erkannte, dass es nicht nur ein Dachbrand war, wurden mehrere Löschgruppen angefordert. Alle Löschversuche blieben ohne Erfolg, da die Hydranten zunächst kein Wasser gaben.

Viele Verletzte hätten vermutlich gerettet werden können, erlagen jedoch mangels ärztlicher Hilfe ihren Brandwunden und anderen schweren Verletzungen. Diese Verkettung unglücklicher Zufälle, vor allem aber die mangelnde Organisation und der Fehleinsatz der helfenden Kräfte kostete 386 Menschen das Leben. Den Opfern wurde ein Mahnmal am Wiener Zentralfriedhof errichtet.

Brandbekämpfung (zeitgenössische Darstellung)

Die Brandkatastrophe hatte auch politische Konsequenzen: Der Polizeipräsident Marx von Marxberg und Bürgermeister Dr. Julius Ritter von Newald (1878 – 1882) wurden von ihren Ämtern enthoben. Dem Theaterdirektor Franz Ritter von Jauner wurde der Prozess gemacht, wobei er zu einer Geschäftsstrafe verurteilt wurde. Kaiser Franz Josef I. ließ aus Eigenmitteln an der Stelle des abgebrannten Theaters ein Wohngebäude mit einer Gedächtniskapelle, das sogenannte „Sühnehaus“ errichten (Nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg befindet dich heute das Gebäude der Wiener Polizeidirektion). Die Erträgnisse daraus sollten für wohltätige Zwecke verwendet werden, so auch zur Unterstützung der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft.

Abtransport der Leichen

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