Mittwoch 24. April 2024

6. April 2013

Historisches

Vom „Rauchfangköhrer“ zum Inspektionsrauchfangkehrer der Wiener Berufsfeuerwehr

Die erste feuerpolizeiliche Ordnung 1432 besagt unter anderem, dass die geschworenen Vierer – eine Art Bau-, Weg-, Feld- und Feuerpolizei des beginnenden 15. Jahrhunderts - gegen eine gewisse Taxe mindestens zweimal im Jahr, das erste Mal gleich nach der Vorstellung beim Stadtrat, das zweitemal zwischen St. Gilgen (1. September) und St. Michael (29. September) vor der Heizperiode die Beschauung der Heizstellen durchzuführen haben. Das sind im weitesten Sinne die Aufgaben eines Rauchfangkehrers. In der Feuerordnung vom 22. Mai 1454 ist zu lesen, dass es zu den prophylaktischen Weisungen gehört auch die laufend vorgeschriebene Kehrung der Rauchfänge durch befugte Handwerker durchführen zu lassen. In der Feuerordnung von Leopold I. 1688 ist zwar öfter die Rede von regelmäßigen Feuerbeschauungen (Rauchfänge) durch die Rauchfangköhrer – Meister aber diese gehörten noch lange nicht der Feuerwehr an. 1706 erfolgten die Visiten bei den Rauchfängen und Feuerstätten durch Steuerdiener welche dem Stadtrat unterstanden. Eine Löschkostenberechnung aus dem Jahre 1723, als das sogenannte „Hasenhaus“ in der Kärtnerstraße brannte, weist zum ersten Mal im Punkt zwei der Unterkammerrechnung aus: Für zwei Rauchfangkehrer aus dem Unterkammeramt je ein Gulden. Darüber hinaus wurden natürlich Feuerknechte, Kutscher, Übergeher, Tagwerker usw. beschäftigt. Diese Löschkostenaufstellungen sind oft die einzigen schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit, welche Rückschlüsse auf die Tätigkeiten zulassen! Am 25. Juni 1747 entstand eine Feuersbrunst in Folge derer der Unterkämmerer wieder Übergeher, Zimmer- Leuth und Rauchfangköhrer zusammen dem Feuer zugeeyllet sind. Von St. Anna sprang das Feuer auf den Klein- Mariazeller Hof über wonach “mit zweyen greten Kasten- Spritzen“ Maurermeister, Rauchfangkehrer und Zimmerleute entsandt wurden. Am 5. August 1748 kam es zu einem Feuer in der Reitschul des Fürsten Schwarzenberg auf dem Heumarkt. In den Personalkostenrechnungen schienen für zwei Rauchfangkehrergesellen und vier Zimmerleute, welche nachts im Unterkammeramt anwesend sein müssen und zum Löschen beordert wurden, zwölf Gulden als Bezahlung auf. 1748 reicht der Unterkämmerer Ferdinand Schrenk einen „ Vorschlag der Feuerlöschungs – Manipulation“ ein, in dem unter anderem geschrieben steht: Bey ersten Angriff. Erstlich der Amtsschreiber, die Rauchfangköhrer und Feuerknecht, wo es am nöthigsten ist, mit denen Spritzen und Feuerämpern anföhre. Weiters heißt es etwas später: Die Rauchfangkehrer sollten, wie schon oben gemeldet, die nächste am Feuer sich gebrauchen lassen, die Rauchfäng schliefen, mit dem zuereichenden Wasser das Feuer löschen und die Bränd abraumen. Die Rauchfangkehrer spielten in dieser Zeit eine große Rolle. Abgesehen davon, dass sie selbst bemüht waren, stets einsatzbereit zu sein, erfuhren sie auch eine Förderung der Obrigkeiten.

Inspektionsrauchfangkehrerfahrzeug 1928: Drei Räder

1749 wurden ihre Handwerksprivilegien erneut bestätigt, 1750 im Oktober wurde Unterkämmerer Schrenk zum Kommissär der Rauchfangkehrer ernannt. Vom 27. Juni 1756 existieren Schilderungen eines Brandes nächst Spittelberg am Schottengrund in handschriftlichen Aufzeichnungen. Rauchfangkehrer und Zimmerleute durften Lohnwagen benutzen, um den Brandplatz schnellstens erreichen zu können. Die Maria Theresianische Feuerordnung 1759 beinhaltet auch die Anwesenheit von zwei Rauchfangkehrern nebst 29 anderen Kräften zur Eindämpfung des Feuers unter der Leitung des Unterkämmerers. Im Falle eines Brandes sollen denen ersteren Rauchfangkehrern, Zimmerern und Ziegeldecker–Gesellen jeglichem ein Gulden. Ausbezahlt werden. Die übrigen Rauchfangkehrer-Gesellen erhielten je 30 Kreuzer. Rauchfangkehrer waren außer mit ihrem Beruf auch eng mit dem Feuerlöschwesen verbunden. Eine Eingabe des Rauchfangkehrers Peter Martini an das Unterkammeramt vom 15. März 1782 besagt, dass man die Rauchfangfeuer mit Salzwasser gleich dämpfen könne. In der Feuerordnung des Jahres 1817 findet man unter § 18: Die bürgerlichen Rauchfangkehrer usw. sind verbunden mit ihren Gesellen bey einem Feuer unter einer Geldstrafe von 25 Gulden Wiener Währung zu erscheinen. In der Aufstellung der Feuerbeschauer vom 8. Jänner 1837 die Wien und seine Vorstädte in zehn Abteilungen unterteilte, waren ein Feuerkommissär, ein Baumeister, ein Zimmermeister und ein Rauchfangkehrer integriert. Die ersten Instruktionen für das Löschpersonal im Jahre 1845 zeigen, dass die im Unterkammeramt Dienst versehenden Rauchfangkehrer vierteljährlich gewechselt wurden. Die Dienstzeit war wochentags 6 Uhr abends bis 3 Uhr früh, Sonn- und Feiertags ganztägig. Bei einem Rauchfangfeuer erhielt der Erste der einen Fang durchstieg vier Gulden 30 Kreuzer der Zweite zwei Gulden der Dritte welcher die Glutreste überprüfte einen Gulden. In den Löschkostenrechnungen scheinen drei bis acht anwesende Rauchfangkehrer auf. 1856 bewährte sich der Rauchfangkehrergeselle Josef Holzapfel beim Dachfeuer am Schottenhof durch sein vorbildliches Verhalten und seinen Einsatzmut so sehr, dass er vom Magistrat ein Anerkennungsschreiben erhielt. In den Filialwachen Landstrasse, der Leopoldstadt – Sperlgasse und in der Filiale Rinößelgasse in Wien 4., waren „Rauchfangkehrerzimmer“ mit Heiz- und Kochgelegenheit vorgesehen. Nach dem Brand des Wiener Ringtheaters am 8. Dezember 1881 mussten kurzfristig auch Rauchfangkehrer in den Volltheatern „Inspektionsdienst“, also im Sinne der Brandverhütung versehen. Die Bezeichnung der Inspektionsrauchfangkehrer scheint erstmals in einer Bestimmung über Schlufgebühren vom 18. November 1884 auf. Die Überwachung des Gewerbes durch Fachunkundige war also nicht mehr gegeben. Erst mit Stadtratsbeschluss vom 18. Juni 1901 wurden drei Rauchfangkehrergehilfen (mit vierzehntägiger Kündigung) aufgenommen. Die Unterkunft war in der „Zentrale“, die Bezahlung betrug einen Taglohn von drei Kronen 60 Heller ohne weitere Nebengebühren. Am Beginn des 1. Weltkrieges 1914 gab es nur noch zwei Inspektionsrauchfangkehrer, 1916 verringerte sich diese Zahl auf einen Rauchfangkehrer. Vom 1. Juli 1917 bis 1. Juli 1918 waren sie kriegsbedingt vollständig aufgelöst und erst 1919 wurde mit drei Dienstposten der regelmäßige Dienst wieder eingeführt. Im Jahre 1914 wurde in der Wache „Mariahilf„ ein Raum mit vorerst bescheidenen Mitteln als Versuchslaboratorium für Rauchfangkehrer eingerichtet. 1919 herrscht in Wien ein dreiwöchiger Rauchfangkehrerstreik. Dadurch bekamen die drei mittlerweile in den Personalstand aufgenommenen Feuerwehr-Rauchfangkehrer wesentlich mehr Arbeit. Ebenfalls 1919 wurde im September das Referat „Evidenzhaltung der Rauchfänge und Feuerungsanlagen der Stadt Wien“ geschaffen. Das war ein Verzeichnis der Häuser Wiens, deren Kehrobjekte sowie Namen der zuständigen Rauchfangkehrer. Der Stand der feuerwehreigenen Rauchfangkehrer wurde auf vier erhöht. Durch viele Mängel trat am 1. Jänner 1922 eine neue Kehrordnung in Kraft. Der Punkt 29 enthielt die Bestimmung, dass das Feuerwehrkommando die Einhaltung der Kehrvorschriften zu überwachen hat.1924 wurde das Versuchslaboratorium von „Mariahilf“ in die „Zentrale“ verlegt. Ab 1927 gehörte es zu den Aufgaben der Inspektionsrauchfangkehrer die Überwachung der Tankschiffreinigung durchzuführen. Die ordnungsgemäße Reinigung wurde durch die Feuerwehr bestätigt. Zwischen 1925 und 1928 erfolgte eine deutliche Verbesserung des Bestandes an Arbeitshilfen. Es konnten Untersuchungen flüssiger Brennstoffe mit Spezialgeräten und Gasanalysen durchgeführt werden. Am 10. Februar 1928 wurde die Feuerwehr zum selbstständigen Amte des Magistrates erklärt, es erfolgte auch die offizielle Übertragung der Evidenzhaltung der Feuerstätten und Rauchfänge. Am 20. Dezember 1928 wurde erstmals ein Motordreirad mit entsprechender Ausrüstung für die Inspektionsrauchfangkehrer angeschafft, ein zweites derartiges Fahrzeug folgte im Herbst 1929. Nach 1929 verlegte man die Wirkungsstätte der Inspektionsrauchfangkehrer wieder in die Wache „Mariahilf“, wo diese noch heute tätig sind.

Inspektionsrauchfangkehrerfahrzeug 2004: Vier Räder

Für das Museumsarchiv: Krenn Heinrich Kustos
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