Donnerstag 28. März 2024

6. April 2013

Humor

Der öffentliche Münzer

Die Löschbereitschaft einer Hauptfeuerwache wurde zu einem Zimmerbrand in die Müllergasse 100 (Adressen vom Red. geändert) alarmiert. An der angegebenen Einsatzstelle konnten aber trotz intensiver Suche keinerlei Anzeichen eines Brandes festgestellt werden. Der Einsatzleiter fragte daher bei der Funkstelle nach, ob genauere Informationen vorlägen. Es wurde ihm folgendes erklärt: „Die Anzeige kam von einem öffentlichen Münzfernsprecher in der Müllergasse 3!“ Darauf sagte der Einsatzleiter, ein gebürtiger Vorarlberger, zu den bereits anwesenden Polizisten: „Der Anruf kam vom Münzer in der Müllergasse 3!“ Die Feuerwehrkräfte, 24 Mann verteilt auf fünf Fahrzeuge, rückten somit unverrichteter Dinge auf ihre Wache ein. Die Polizisten bestiegen aber ihre Funkstreife und fuhren in die Müllergasse 3. Dort befand sich ein großer Wohnblock und beim Studium der Namensschilder an der Gegensprechanlage wurden die Polizisten fündig. Es wohnte dort nämlich unglücklicher Weise ein Mann mit dem Namen Münzer, der umgehend wegen missbräuchlichen Herbeirufens der Feuerwehr festgenommen wurde. Wenig später kontaktierte die Polizei die Nachrichtenzentrale der Feuerwehr. Dabei entwickelte sich sinngemäß folgender Dialog: Polizist (freudig erregt): „Hallo Kollegen, ich ruf an wegen dem Einsatz vorhin in der Müllergasse. Wir haben den Münzer jetzt bei uns am Kommissariat!“ Nachrichtenbeamter (verblüfft): „Ihr habt ... was?!“ Polizist (stolz): „Na wir haben den Münzer gefasst! Er leugnet zwar hartnäckig, aber dem könnt ihr die Einsatzkosten verrechnen!“ Nachrichtenbeamter (indigniert): „Ich weiß nicht genau wie das bei der Polizei gehandhabt wird, aber wir hier bei der Wiener Feuerwehr haben im Dienst Alkoholverbot ...“ Polizist (verärgert): „Was soll das heißen? Ihr seid missbräuchlich alarmiert worden und wir haben den Münzer verhaftet. Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?“ Nachrichtenbeamter (nachdenklich): „So, so ... den Münzer ... verhaftet ...“ Nach einer kurzen Nachdenkpause erahnte der Feuerwehrbeamte, dass hier eine kleine Tragödie ihren Lauf nahm. Er erkannte den verhängnisvollen Zusammenhang zwischen einem öffentlichen Münzfernsprecher und einer Person mit dem Namen Münzer und klärte den Polizisten dahingehend auf, dass der vermeintliche Fahndungserfolg in Wirklichkeit ein Missverständnis sei, welches offensichtlich durch Kommunikationsprobleme zwischen Vorarlbergern und Mistelbachern hervorgerufen worden war. So kam es, dass ein völlig unschuldiger Mann namens Münzer für kurze Zeit zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Polizei und Feuerwehr wurde. Es steht ihm daher seit damals die Bezeichnung „Öffentlicher Münzer“ rechtschaffen zu. Ing. Alexander Markl
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