Taktik
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Beschuss von Acetylengasflaschen
Gas ist eine saubere und sichere Energieform, wenn alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Trotzdem kommt es immer wieder zu Brandschadensereignissen bei denen Gasflaschen - obwohl sie nicht zur Brandentstehung beigetragen haben - stark erhitzt werden. Eine derartige Situation ist für die Löschkräfte wegen der Gefahr eines Flaschenzerknalles lebensgefährlich!
Wenn bei Bränden Druckbehälter erhitzt werden, sind sie durch ihren chemisch-physikalischen Zustand kaum berechenbar. Wenn es sich bei den Druckbehältern um Acetylenflaschen handelt, erhöht sich wegen der Eigenschaften von Acetylen und Aceton die Gefahr gegenüber anderen Druckbehältern beträchtlich!
Acetylengas wird neben seiner Anwendung in der Chemie heute in Gewerbe und Industrie vor allem zum Schweißen und Brennschneiden verwendet. Am häufigsten sind in diesem Zusammenhang mobile Schweißaggregate anzutreffen, welche im wesentlichen aus einer Acetylengas- und Sauerstoffflasche bestehen. In Großbetrieben gibt es oft zentrale Versorgungsanlagen mit ganzen Flaschenbündeln.
Acetylenflaschen werden in Größen von 20 - 50 l Volumen hergestellt. Die Kennzeichnung der Flaschen erfolgt über die Flaschenfärbung (früher weiß, seit 2002 braun). Der Inhalt und das Fassungsvermögen sind auf der Flaschenschulter eingeprägt. Ein weiteres Merkmal von Acetylenflaschen sind die Druckamaturen. Diese Art von Bügelverschluß wird ausschließlich bei Acetylenflaschen verwendet. Im Gegensatz zu anderen Druckbehältern geht von einer Acetylenflasche kein hohler Klang aus, da diese Flaschen mit einer porösen Masse (Kieselgur, Bimsstein oder Holzkohle) gefüllt sind. Weiters beinhaltet die Flasche ca. 2/3 Aceton, in dem das Acetylen gelöst ist. Bei einer Flascheninnentemperatur von ca. 65 oC nimmt das Aceton den gesamten Flascheninhalt ein, was bei einer weiterer Temperaturerhöhung zu einem hydraulischen Zerknallen der Flasche führen kann (Berstdruck ca. 280 bar). Der Flascheninnendruck beträgt je nach Größe der Flasche max. 19 bar (bei 15 oC). Beim Hantieren oder bei der Bergung von Acetylenflaschen dürfen diese keinesfalls liegend gerollt werden!
Höchste Gefahr bei einem Einsatz im Zusammenhang mit Azetylenflaschen besteht wenn:
- die Temperatur der Flaschenwand steigt ohne äußere Einwirkung (bei Flammenrückschlag beginnend am Flaschenkopf).
- Beim Brand am Ventil oder Druckminderer keine hell leuchtende gelbe Flamme, sondern Verfärbungen bzw. Ruß oder Qualm innerhalb der Flamme erkennbar sind.
- das ausströmende Gas abnormal riecht bzw. ungleichmäßig entströmt.
Wenn das Zischgeräusch aufhört, bedeutet in den meisten Fällen eine Verstopfung des Ventils, nicht aber eine Entleerung der Flasche!
Beim Zerknall einer Acetylenflasche kann ein Feuerball mit einem Durchmesser von 20 – 50 Meter entstehen, die Flasche oder Teile davon können bis zu 300 Meter weit geschleudert werden!
Von einem Acetylengasflaschenzerknall mit Todesfolge ist bekannt, dass sich kurz vor dem Zerknall die Tonlage des ausströmenden Gases von einem “eher dumpfen Grollen zu einem ohrenbetäubend hohen Pfeifen” geändert hat.
Die Bergung von beflammten Acetylenflaschen aus gefährdeten Bereichen stellt immer ein Risiko dar. Eine Acetylenflasche kann nur geborgen werden, wenn ihr Wärmezustand stabil ist. Dies ist mit dem Einsatz von Wärmebildkamera, Fernthermometer oder auch per Handauflegen festzustellen. Das Verhalten von Kühlwasser auf der Flaschenaußenfläche gibt ebenfalls Auskunft über den Wärmezustand.
Acetylenflaschen, die sich im Zersetzungszustand befanden müssen, nachdem sie auf einen stabilen Temperaturzustand gekühlt wurden, noch mindestens weitere 24 Stunden gekühlt werden!
Sollte eine 24-stündige Kühlung vor Ort nicht möglich sein, kann die Flasche in einem Wasserbad, unter ständiger Kontrolle, zu einem geeigneten Ort transportiert werden. Wenn eine beflammte Acetylenflasche auf eine stabile Temperatur abgekühlt wurde, ist der Transport in einem Wasserbad relativ gefahrlos.
Im Mai 2003 wurde in Versuchen das Verhalten von Acetylengasflaschen bei Beflammung untersucht. Dazu wurden entsprechende Versuchsanordnungen aufgebaut.
1. Versuch: Flaschenbündel
Durch die Präzisionsschützen der COBRA wurde mit 12,7 mm Wolframcarbidgeschossen ein simuliertes Flaschenbündel durchschossen.