Dienstag 23. April 2024

6. April 2013

Technik

Die neuen Geländelöschfahrzeuge!

Im Herbst 2008 wurden die neuen Geländelöschfahrzeuge (Taktische Bezeichnung GLF) "Auto 82 und Auto 86“ in den Dienst gestellt. Aufgrund der Beladung und der technischen Einrichtungen des Fahrzeuges ist die Bezeichnung „Geländelöschfahrzeug“ nicht ganz korrekt, diese müsste vielmehr "Geländerüstlöschfahrzeug" lauten. Die Fahrzeuge sind auf einem UNIMOG U5000 Fahrgestell aufgebaut und haben eine Motorleistung von 160 kW (218 PS). Die Kraftübertragung erfolgt über ein vollsynchronisiertes 8 Gang Getriebe mit elekro-pneumatischer Schaltung (manuelle und automatische Schaltung möglich) auf das integrierte Verteilergetriebe und von dort auf die Hinterachse für die Straßenfahrt und auf beide Achsen für das „Gelände“. Beide Achsen sind für eine möglichst große Bodenfreiheit als sogenannte Portalachsen ausgeführt und verfügen über Differentialsperren. Die Watfähigkeit der Fahrzeuge beträgt 1100 mm, die Steigfähigkeit bis zu 100%. Um bei besonders weichen Böden nicht an Traktion einzubüßen und nicht einzusinken kann der Reifendruck vom Fahrerhaus aus zur Vergrößerung der Reifenaufstandsfläche abgesenkt, und später für den Betrieb auf befestigtem Untergrund wieder aufgepumpt, werden. Als Sicherheitseinrichtungen besitzen die Fahrzeuge einen sogenannten Astabweiser an der Außenseite der Kabine welcher die Kabine vor Beschädigungen schützen soll, einen innenliegenden Überrollkäfig (ROPS Roll-Over-Protection-System), hitzefest ummantelte Leitungen im Unterbodenbereich und eine Rückfahrkamera. Die GLF verfügen wie die im Dienst befindlichen RLF der BF Wien über eine Rotzler Winde Type Treibmatic TR030 mit einer Zugkraft von 50kN. Die Winde ist derart eingebaut, dass damit nach vorne und nach hinten, ohne umlegen des Seiles gearbeitet werden kann. Die Zugkraft beträgt nach hinten aufgrund der Konstruktion (lose Rolle) 100kN. Die Winde kann, da der Nebenabtrieb (welcher die zum Betrieb notwendige Hydraulikpumpe antreibt) auch bei eingelegtem Gang mitlaufen kann sowohl für die Bergung anderer, verunfallter bzw. steckengebliebener Fahrzeuge als auch für die Selbstbergung eingesetzt werden.

Im Bereich hinter der Fahrertüre ist die fix am Rahmen angebaute Feuerlöschkreiselpumpe der Type N10 zu finden (Leistung bis zu 1500l/min bei 10 bar). Die Pumpe wird über einen Hydraulikmotor angetrieben. Die für den notwendigen Ölförderstrom notwendige Hydraulikpumpe (welche auch zum Betrieb der Seilwinde verwendet wird) wird über den Nebenantrieb angetrieben. Ein sogenannter PUMP & ROLL, auf gut Deutsch: Fahren-und-Pumpen (Lösch)- Betrieb, z.B. zum Löschen von Wiesen und Bahndammbränden ist damit möglich. Zu diesem Zweck ist am Fahrerhausdach ein entsprechender Ausstieg mit Pumpenbedienstand vorhanden. Der 600l fassende Löschwassertank ist zur optimalen Gewichtsverteilung in der Mitte des Fahrzeuges situiert. Zur elektrischen Versorgung am Einsatzort verfügen die Fahrzeuge über einen sogenannten „Dynawattgenerator“ der eine elektrische Dauerleistung zur Versorgung von Lichtflutern oder anderen elektrisch betriebenen Geräten von ca. 4kVA (bei 230V) sicherstellt. Das prinzipielle Konzept des Fahrzeuges bzw. des Fahrzeugaufbaues basiert auf einem Teil fix verlasteter Ausrüstung für den technischen und für den Brandeinsatz und einem Heckladeraum in dem verschiedene Ausrüstungsmodule, einzelne Gegenstände oder auch Transportpaletten mit Sandsäcken etc. verlastet werden können. Als Standardbeladung ist im Heck ein Saugstellenmodul mit einer Tragkraftspritze TS FOX inkl. Saugstellenausrüstung sowie ein Schlauchmodul mit ca. 400m Schlauch (gerollt während der Fahrt verlegbar) verlastet. Mit dem Saugstellenmodul dem Schlauchmodul und der eigenen Fahrzeugpumpe sind die Fahrzeuge somit auch bestens für die Wasserförderung über längere Wegstrecken, natürlich nicht nur im Gelände sondern auch im verbauten Gebiet bzw. großflächigen Industriegebieten, bestens geeignet. Wird der Laderaum zur allgemeinen Beladung benutzt ist ein entsprechendes Ladungssicherungssystem mit Airlineschienen (= im Boden eingeslassene Befestigungsschienen), Sperrstangen und Gurten vorhanden. Da der Heckraum mit einem Rollladen und nicht mit einer Klappe verschlossen ist, ist auch die Heckbeladung mit einem Stapler problemlos möglich. Der Heckladeraum besitzt zusätzlich eine seitliche Öffnung durch die eine Rettungswanne samt verletzter Person (sofern ein Rettungswagen oder Hubschrauber die Unfallstelle nicht erreicht) in den Laderaum eingebracht werden kann. Zur Betreuung der Person sind ebenfalls Notzsitze für Arzt bzw. Sanitäter vorhanden. Um die Sicherheit zu gewährleisten besitzt der Heckraum eine direkte Sprechverbindung zum Fahrerhaus und mit einer Kamera kann der Heckraum zusätzlich vom Fahrerhaus aus beobachtet werden. Ausrüstungsübersicht Technische Ausrüstung Hydraulisches Kombigerät (Lukas) Südbahnwinde Greifzug Anschlagmittel Hebekissen Schanzwerkzeug Befestigungsmaterialien Handwerkzeug Ausrüstung für den Brandeinsatz. Schlauchmaterial Armaturen Rückentragespritzen Feuerpatschen Atemschutzgeräte Mit diesen neuen Fahrzeugen ist es möglich, den Aktionsbereich der Berufsfeuerwehr Wien auch auf „abgelegenere Gebiete“ zu erweitern und auch diese, wie zum Beispiel Teile des Wienerwalds oder der Lobau besser und schneller erreichen zu können. Dies ist mit den herkömmlichen Fahrzeugen zum Teil nur schwierig und langsamer bzw. nur durch den manuellen Transport von Ausrüstung durch Fußmannschaften möglich. Auch bei Katastropheneinsätzen wie zum Beispiel den Hochwasserereignissen der letzten Zeit im Umland von Wien können die Fahrzeuge, im hoffentlich nicht eintretenden Fall optimal Hilfe leisten. Referat C1: Dipl. -Ing. Mario Rauch
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