Freitag 19. April 2024

6. April 2013

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EM 2008: Österreich gewinnt!

Eigentlich bin ich kein Fußballfan. Das hat historische Gründe. Vor fast 25 Jahren nahm ich als Verteidiger an einem Match unter Kollegen auf dem Sportplatz einer Feuerwache teil. Ein Stürmer der gegnerischen Mannschaft näherte sich samt Ball mit atemberaubender Geschwindigkeit der Verteidigungslinie, die nur aus meiner Person bestand. Da der Kollege ein ähnlich unbedarfter Fußballspieler wie ich war, tat er aus kurzer Distanz das, was er am besten konnte: fest schießen. Wie ein Fels in der Brandung verteidigte ich meine Position. Die Kollegen behaupteten später, dass es wegen meiner geringen Körpergröße eher einem Kieselstein in einer Pfütze glich, aber ich wich jedenfalls keinen Millimeter zur Seite und wurde daher von einem heftigen Schuss welcher eigentlich für das Tor bestimmt war dort getroffen, wo es Männern besonders weh tut. Der Ball prallte von meinem Körper ab und während ich zusammenklappte versuchte der Stürmer noch einmal sein Glück. Diesmal traf er mich mit voller Wucht im Gesicht. Für den Schützen gilt die Unschuldsvermutung, Fußballspieler, die etwas von der Sache verstehen, haben mir später versichert, dass es nahezu unmöglich sei, absichtlich einen derartigen Doppeltreffer zu platzieren. Während ich mich winselnd auf dem Rasen wand legte ich ein Gelübde ab und habe seither nie wieder Fußball gespielt. Trotzdem freue ich mich auf die Europameisterschaft 2008 da sich Wien bei zahlreichen Gästen aus aller Welt als schöne und sichere Stadt mit freundlichen Menschen präsentieren kann. Dieses Großereignis bewegt sich in einer Dimension mit der wir in unserem Berufsleben wahrscheinlich nur einmal konfrontiert sein werden. Die Wiener Berufsfeuerwehr bereitet sich seit langer Zeit gewissenhaft auf die EM 2008 vor. Es wurden die besten Köpfe eingesetzt um alle nur erdenklichen Szenarien zu entwickeln. Es wurden internationale Erfahrungen gesammelt, Harmonisierungsbesprechungen mit allen anderen beteiligten Organisationen abgehalten, Übungen durchgeführt und es wurde sogar eine eigene Stadiontruppe und eine Höhenrettungstruppe auf die Beine gestellt. Selbstverständlich werden Löschgruppen an gefahrengeneigten Punkten positioniert und es wird durch geeignete Maßnahmen sichergestellt, dass über die Zeit der EM 2008 genügend Personal zur Verfügung steht. Natürlich ist es klar, dass bei einer derartigen Veranstaltung auch ein brandschutztechnisches Restrisiko besteht. Mit dem Wissen über die umfangreichen Vorbereitungsarbeiten wage ich zu behaupten, dass dieses Risiko minimiert wird. Es wird im Juni 2008 für das Einsatzpersonal einige Unannehmlichkeiten wie Urlaubssperre, Rufbereitschaft und Ähnliches geben. Aber sollten mich in vielen Jahren etwaige Enkelkinder einmal fragen, wie das so war damals bei der EM 2008 kann ich ohne zu lügen berichten, dass wir nicht nur dabei waren sondern sogar mitgespielt haben. Zwar nicht auf dem grünen Rasen, aber in der Verteidigung im Team „Nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr“. Ich finde, darauf kann man auch als Nicht-Fußballfan etwas stolz sein!
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