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6. April 2013

Über uns

In letzter Sekunde!!!

Bericht Kurier.at
19. Stock, Wiener AKH, roter Bettenturm: Die Tür geht auf – und da sitzt er. Der Fredl, auf seinem Krankenbett. So, als wäre ihm nie was passiert. So ein Moment geht selbst einem Berufsfeuerwehrmann nahe, auch wenn der in 21 Dienstjahren viel erlebt hat. Lassen wir daher bitte die Prophezeiungen der Mayas endgültig hinter uns. Reden wir lieber über Menschen, denen soeben ein neues Leben geschenkt wurde. Es war vor zehn Tagen, am 12. 12. 2012, so gegen 19.30 Uhr. Da saß Feuerwehrmann Jürgen Hauptmann im Aufenthaltsraum in der Wache Am Hof. Nicht ahnend, was er jetzt gleich leisten würde. Noch einmal erzählt er seinem Kollegen, der sich an den eigenen Herzstillstand nicht mehr erinnern kann, heute im AKH, wie alles gewesen ist.

Lebensretter Jürgen Hauptmann und sein alter Freund, der Fredl

Plötzlich wird es in der Wache Am Hof laut. „Der Fredl ist beim Fußballspielen im Turnsaal zusammengebrochen“, ruft ein jüngerer Feuerwerker, während zwei andere um einen Defibrillator sprinten und ein Dritter die Rettung alarmiert. Der 51-jährige Alfred Ruziczka war umgekippt wie ein gefällter Baum. Sein Herz wird jetzt nur mehr durch ein Flimmern der Nerven versorgt. „Du warst schon komplett blau“, fährt Hauptmann fort. „Für mich warst du schon tot, aber ich habe mir geschworen: Fredl, hier stirbst du uns nicht.“ Und dann macht der Lebensretter alles richtig. Er reißt dem Fredl das Leiberl auf, Kollege Alexander Sykora legt ihm den Defi an, und, als das Display „Schock wird empfohlen“ anzeigt, drückt Hauptmann die Start-Taste. Heute möchte er der Welt sagen: „Es ist einer jener Momente im Leben, in denen man nur gewinnen kann.“ 21, 22, 23, ... 15-mal pumpen, zwei Mal beatmen (Anm. d. Red.: aktuell wird 30:2 geschult, in diesem Fall wurde wegen Sauerstoffmangel häufiger beatmet). Er pumpt gut 30, 40 Mal energisch. Diese 30, 40 Mal kommen ihm vor wie eine Ewigkeit. Doch dann der Moment der Wende – der Fredl schnappt zum ersten Mal wieder kräftig nach Luft. Als die Rettung eintrifft, ist die blaue Farbe in seinem Gesicht fast weg. Danach quälen den engagiert agierenden Feuerwehrmann jedoch Zweifel: Wird er überleben? Wie wird er überleben? Heute sagt Jürgen Hauptmann zu seinem Kollegen: „Es ist ein Wunder, dass du noch lebst.“ Und: „Für mich war bereits Weihnachten. Ich brauche heuer kein Weihnachtsgeschenk mehr.“
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